Kindheitserinnerungen aus dem Osten Europas.
Corona vermasselt viel: Kein Konzertbesuch mit der Tochter, keine Lesung in der Buchhandlung, keine Verabredung im Café oder mit der in der weiten Welt verstreuten Familie…. Viele Dinge, die dazu beflügeln können, über den eigenen Weg, das eigene Leben nachzudenken, entfallen im Moment. Doch Zeit für das Leben, Zeit für das Erzählen und Verfassen (lassen) der eigenen Lebensgeschichte bleibt trotzdem: Mit dem Fahrrad fahre ich zu einer hannoverschen Seniorin. Ich desinfiziere meine Hände, setze die FFP2 Maske auf, werde freundlich empfangen, halte Abstand, trinke und esse nichts. Schon geht es los:
Die liebenswerte alte Dame verbrachte ihre Kinder- und Jugendjahre vor und in dem Zweiten Weltkrieg im Osten Europas. Sie erzählt, wie sie es als kleines Schulmädchen genoss, im städtischen Kaufhaus mit der Rolltreppe zur Spielwarenabteilung herauf zu fahren und dort vor sich hin zu träumen: Wenn ich diese Puppe hätte, wenn so ein Kaufladen in meinem Kinderzimmer stände! Auch der Besuch der Markthalle und vor allem das Staunen über den Butterstand sind unvergessen. Die freundliche Verkäuferin lässt die großen und kleinen Kundinnen und Kunden Butter kosten. Ein unglaublicher Genuss für das Kind!
Zu Hause schreibe ich aus dem Erzählten einen ersten Text. Beim nächsten Treffen wird weitererzählt, werden Lücken gefüllt. Es wird gestrichen, ergänzt, geändert. Geschrieben, gelesen, weiter erzählt. Bis nach und nach alle Kindheits- und Jugenderinnerungen versammelt sind. Für die Familie. Na endlich! Alle freuen sich!