Häufig im Trauergespräch geäußerte Gedanken der Angehörigen
Es ist immer so: Vor der Trauerfeier, der Beerdigung steht das Vorgespräch mit den Angehörigen der oder des Verstorbenen. Als Trauerrednerin moderiere und gestalte ich die bevorstehende Feierlichkeit. Darum frage ich nach dem gewünschten Ablauf und – noch wichtiger – ich lasse mir erzählen: Wie verlief der Lebensweg des verstorbenen Menschen? Was machte diese Person aus? In das Sinnieren, Berichten und Reflektieren der Angehörigen fließen Bilder und Momente aus den letzten gemeinsamen Monaten, Wochen, Tagen und Stunden ein. Damit einhergehend befragen sich die Angehörigen oft selbst. Unsicherheit und Scham klingen an:
- „Warum war ich so ungeduldig mit Opa? Das hat er nicht verdient.“
- „Wenn ich gewusst hätte, dass meine Schwester so schnell stirbt, hätte ich in den letzten Monaten meine Prioritäten anders gesetzt.“
- „Mama und ich haben nie über Onkel Hans gesprochen. Warum eigentlich nicht?“
- „Wenn mir klar gewesen wäre, dass ich meinen Mann in diesem Moment zum letzten Mal sehe, hätte ich ihm noch gesagt, dass ….“
- „Meine Frau wollte so gerne mit mir zusammen ihre Trauerrede verfassen. Aber zum Schluss war sie zu schwach. Wir hätten das eher tun müssen!“
- „Wenn ich geahnt hätte, dass sich mein Sohn mit diesen Gedanken trägt, hätte ich viel früher ….“
- „Hätten wir als ganze Familie über Papas bevorstehenden Tod sprechen sollen?“
Niemand, dem solche oder ähnliche Gedanken durch den Kopf gehen, steht damit allein da. Jeder Abschied trägt unbeantwortete Fragen in sich! Gut ist es, wenn Reflexion und Austausch darüber in der Familie oder im Freundeskreis möglich sind. Die Trauer braucht – weit über die Trauerfeier hinaus! – das Gespräch!